Vorbemerkung: Die Tour auf die
Alpspitze ist sicher die schwierigste der hier vorgestellten Touren.
Das heißt aber nicht, dass sie "schwer" ist. In zahlreichen Quellen
wird sie als "leicht" bezeichnet. Wie sie vom Wanderer subjektiv
eingeschätzt wird, hängt natürlich von vielen Faktoren ab wie Konstitution,
Kondition, Routine. Für mich als Urlaubs-Bergwanderer im Seniorenalter
(64) stellte der Berg schon eine gewisse Herausforderung dar, um
so größer war meine Freude, es geschafft zu haben.
Mehrere Wege führen auf den Gipfel. Ich stelle hier die Variante
vor, die ich am 29.08.2008 gegangen bin:
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Aufstieg ab Kreuzeck über die "klassische Route" der Schöngänge
(auch "Schöne Gänge"), weiter durch das Oberkar nach rechts
entlang der Abbruchkante (980 Höhenmeter)
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Abstieg über Ostgrat und Schulter, dann Nordwandsteig zum Osterfeldkopf
(600 Höhenmeter)
Die gesamte Strecke erfordert Trittsicherheit und in weiten
Bereichen Schwindelfreiheit, ebenso eine gute Kondition. Ein Klettersteigset
mit Steinschlaghelm sollte benutzt werden.
Braucht man
ein Klettersteigset? Wer es im Auto als beruhigend empfindet, sich
anschnallen zu können und einen Airbag vor sich zu haben, obwohl
er das alles höchstwahrscheinlich nie brauchen wird, der sollte
bei dieser Tour ein Klettersteigset benutzen.
2014
ereignete sich in den Schöngängen ein tödlicher Absturz
Karte mit Wegmarken:
Gerahmte Bilder können durch Anklicken
vergrößert werden
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Das Ziel vom Kreuzeck aus gesehen.
Rot: Schöngänge, Gelb: Nordwandsteig.
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Aufstieg
08:45 Uhr Ankunft auf dem Kreuzeck (1650m) mit der ersten Fahrt
der Kreuzeckbahn. Auf einem bequemen Weg erreicht man über Hochalm
(1704m) und Hochalmsattel (1820m) das Schöngängekar am Fuß
der Alpspitze. Hier beginnt der Klettersteig der "Schöngänge", der
auf eine Höhe von 2100m führt und dabei etwa 300 Höhenmeter überwindet.
Mein erster Klettersteig steht mir bevor, sicherheitshalber mit
angelegtem Klettersteigset. Über eine Sandreiße gelangt man an den
Felsen. Hier führt der markierte Weg ein kurzes Stück gerade hinauf
zu einem Drahtseil. An diesem wird die Felswand zunächst nach rechts=westwärts
und dann nach einer Terrasse nach links=ostwärts gequert. Am Ausstieg
des Klettersteiges gelangt man an einen grünen Rastplatz, den ich
in knapp 2 Stunden ab Kreuzeck erreiche.
Die "Schöngänge", auch "Schöne Gänge"
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Die Schöngänge
mit der Bernadeinwand
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Schöngänge, der obere Bereich. Der Rinne in der Bildmitte folgen.
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Nach einer Rast führt der Weg zunächst in Serpentinen durch das
Oberkar (ca.2200m). Hierbei halte ich mich offenbar zu weit nach
rechts und stehe unerwartet vor der Doppelleiter am Ausgang des
Nordwandsteiges, die erst noch erklettert werden muss.
Die letzten 400 Höhenmeter zum Gipfel überwindet man in ständiger
Kletterei über schroffes Felsgelände nach rechts haltend an der
Abbruchkante entlang zum Gipfel. In diesem Bereich ist der Weg schlecht
markiert und kaum erkennbar. Um 12:55 Uhr stehe ich auf dem Gipfel.
Viele Wolken behindern die Fernsicht.
Zieht man etwas Zeit für den Umweg Richtung Nordwandsteig ab, so
betrug die Aufstiegszeit ca. 4 Stunden incl. der Pause.
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Die Ostflanke: Blick vom Ausstieg aus den Schöngängen auf das Oberkar
und den Gipfel. Links oben der Ostgrat.
Bild rechts: Die Ostflanke ein
Jahr zuvor vom Schachen aus gesehen. Aus dieser Perspektive wird
die Steilheit der Flanke besser deutlich. Halblinks der Ostgrat.
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Noch 30 Minuten bis zum Gipfel. Deutlich zu erkennen das unwegsame
Gelände.
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Geschafft!
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Abstieg
Die Abfahrzeit der letzten Seilbahn um 17:30 Uhr im Hinterkopf,
verlasse ich den Gipfel bereits um 13:15 Uhr. Ich nehme den Weg
über den Ostgrat. Dieser ist streckenweise drahtseilgesichert (Klettersteigset)
und erfordert ebenfalls Schwindelfreiheit. Nach ständiger Kletterei
erreiche ich wieder das Oberkar um 15:15 Uhr, also nach 2 Stunden.
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Auf dem Ostgrat, weiter unten schmaler werdend.
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Ein Marterl auf dem Ostgrat.
Zahlreiche Gedenktafeln erinnern an Unglücksfälle.
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Kurz darauf gelange ich an den Nordwandsteig. Dieser quert streckenweise
drahtseilgesichert in Stufen nach Westen absteigend auf Felsbänder,
Leitern, Eisenstifte und durch zwei Tunnel die Nordwand und führt
zur Seilbahn auf dem Osterfeldkopf (2030m), bei der ich gegen 16:25
Uhr ankomme, nach etwas über 3 Stunden.
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Teil des Nordwandsteiges: einer der beiden Tunnel
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Nordwandsteig, der obere Ausgang
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Die gesamte Tour hat etwa 7 1/2 Stunden gedauert. Um Gewicht
zu sparen, hatte ich nur 1 Liter Trinkwasser dabei, was sich als
reichlich wenig erwies.
Kleiner Tipp: die Rückfahrkarte von der Kreuzeckbahn wird an der
Osterfeldkopf-Bahn für die Talfahrt angerechnet.
Mehr zum Thema Bergsteigen
hier
im "Bergzeit
Magazin"
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