Braucht man privat
einen
VPN-Dienst?
(Okt.
2020)
Vorab:
Ich bin kein IT-Spezialist, aber nutze seit 30 Jahren Windows.
Wer sich mit der Sicherheit im Internet beschäftigt, stößt bald
auf den Begriff „Virtual Private Network" kurz VPN. Ein Dutzend
Anbieter haben hier ihr Geschäftsfeld für sich entdeckt und nutzen
diesen Trend. Sie versprechen Sicherheit durch Verschlüsselung und
Anonymität.
Was ist VPN?
VPN wird in diesem Artikel von Alexander Baetz ausführlich und
verständlich erklärt:
Sicherheit auch ohne VPN:
-
Websites werden heute schon größtenteils verschlüsselt übertragen,
erkennbar in der Adresszeile an dem Schlosssymbol und an „https"
(es kommt auf das „s" an) , so auch wie bei dieser hier.
-
Filetransfer: auch hier sollte man die verschlüsselte Variante
„sftp" verwenden. Zusätzlich kann man die zu übertragenden Dateien
verschlüsseln z. B. mit WinRAR oder 7-Zip
-
Onlinebanking wird grundsätzlich verschlüsselt, besonders dann,
wenn man eine spezielle Onlinebanking-Software verwendet.
-
Mailverkehr: Hier wählt man einen IMAP-Server mit SSL/TLS für
die verschlüsselte Übertragung.
-
Zudem sollte man im öffentlichen WLAN die Netzwerkerkennung
und die Datei- bzw. Ordnerfreigabe deaktivieren. Hierbei würde
auch VPN nicht schützen.
-
Als Suchmaschine Startpage
verwenden. Die Maschine setzt auf Google auf, ohne aber
persönliche Daten dabei zu übergeben.
-
Traut man dem öffentlichen WLAN grundsätzlich nicht, kann man
auf Mobilfunk zurückgreifen.
Sicherheit mit VPN:
Was aber passiert bei der Nutzung
von VPN? Der VPN-Server bricht die Verschlüsselung auf um die Daten
dann neu verschlüsselt weiter zu leiten. Das soll sicherer sein?
Dadurch wird doch nur der Angriffspunkt auf den VPN-Server verlagert.
Da muss man schon einiges Vertrauen in den VPN-Betreiber haben.
Zudem lässt sich nicht in jedem öffentlichen WLAN VPN aktivieren.
Das verschweigt natürlich die Werbung.
Anonymität:
Die Betreiber reichen die IP-Adresse
nicht an Google, Amazon und Co weiter. Darauf sind diese Dienste
aber nicht mehr angewiesen. Mit Fingerprinting
kann man durch Abfrage von Browser- und Systemeigenschaften ziemlich
genau den Nutzer ermitteln.
Der VPN-Betreiber sagt auch zu,
dass er keine Protokolle speichert. Das kann man glauben oder auch
nicht.
Vorteile:
Man kann mit VPN Ländergrenzen überspringen, also Inhalte aufrufen,
die im eigenen Land nicht erreichbar sind. Wer das braucht,
für den wird VPN nützlich sein.
Nachteile:
- Onlinebanking könnte nicht funktionieren.
- Suchmaschinen wie z. B: Google nerven mit der Frage,
ob man Mensch oder Maschine ist und man muss dann ein Captcha-Rätsel
lösen.
- Verlust von Geschwindigkeit.
- Kosten: zunächst wird man mit einem günstigen Monatspreis
gelockt wenn man ein 2-Jahresabo abschließt. In der kleingedruckten
Fußnote liest man, dass für die Folgezeit die Kosten erheblich
höher sind.
- Generelles Risiko: durch unnötige Technik handelt man
sich oft unnötige Probleme ein.
Fazit:
Ob
man VPN nutzen will, muss jeder für sich beurteilen. Ich als Privatanwender
brauche es nicht.
Hierzu
ein paar kritische Meinungen im Netz:
(Nachtrag Nov, 2020)
Nun konnte ich doch nicht widerstehen und habe
NordVPN
getestet. Dieser Dienst belegt in vielen Tests den Spitzenplatz.
Positiv:
- Der Geschwindigkeitsverlust war bei Auswahl eines Servers
in Deutschland gering, kaum spürbar.
- Der Service reagierte auf Fragen innerhalb weniger Stunden.
- Es entstand ein subjektives Sicherheitsgefühl.
Negativ:
- Beim Betrieb am Notebook verwende ich gleichzeitig bzw.
abwechselnd LAN- und WLAN-Adapter. Dadurch vergaß die App
immer wieder die Login-Daten oder startete nicht automatisch.
- Später dann ließ sich die App nicht deinstallieren /
installieren.
- Das Programm für Onlinebanking brach die Übertragung
mit Fehlern ab. Ein Rücksetzen des Systems mit einer Sicherung
war erforderlich.
- Eine Finanzsoftware holte Daten nur im LAN, aber nicht
im WLAN ab. Ich hätte das WLAN als sicher eintragen müssen,
was es aber nicht ist.
- Bei Google musste immer wieder vorher ein Captcha gelöst
werden, sehr nervig.
- Am Desktop musste die App neu installiert werden, weil
der automatische Update nicht funktionierte.
- Keine saubere Deinstallation: es blieben dutzende Einträge
„NordVPN" und „NordLynx" in der Registry zurück. Welches
Risiko damit verbunden ist, kann ich nicht beurteilen,
Da reichte es mir, ich kündigte innerhalb der 30 Tage Geld-zurück-Garantie.
Drei mal versuchte man, die Kündigung abzuwehren. Erst als ich
dann energisch auf das Kündigungsrecht bestand, bekam ich mein
Geld zurück.
Wieder einmal bewahrheitete sich mein Spruch:
„Unnötige Technik macht unnötige
Probleme".
( Nachtrag Feb. 2022)
Die kostenlose Alternative zu den VPN-Anbietern:
Eigenes VPN
Wireguard für die Fritz!Box 7590
Inzwischen hat AVM für seine Modelle 7590
und 7590AX eine Beta-Version herausgebracht, in der
Wireguard
integriert ist. Hiermit ist die Konfiguration eines VPN-Tunnels deutlich
einfacher.
Damit ist es möglich, im öffentlichen Netz eine sichere VPN-Verbindung
zum heimischen Router herzustellen. So ist man im
öffentlichen WLAN vor fremden Blicken geschützt, nicht aber
anonym im Internet unterwegs. Die Übertragungsgeschwindigkeit
entspricht maximal der Uploadrate der Internetverbindung.
Die Einrichtung ist hier bei AVM beschrieben
Leider kann man den Wireguard-Client auf dem
PC nur mit einem Konto mit Verwalterrechten
aktivieren/deaktivieren. Die Einstellungen gelten aber für alle
Benutzer. Zudem bleiben die Einstellungen auch nach einem Reboot
bestehen.
Man kann aber
auch als Standardbenutzer mit diesem Batch den Tunnel
aktivieren/deaktivieren. Ich habe ihn
hier im Netz gefunden.
Batch zum Einrichten des Tunnels:
set tunnelconfig=<Pfad\PC2.conf>
set tunnelname=<PC2>
"C:\Program Files\wireguard\wireguard.exe" /installtunnelservice
"%tunnelconfig%"
sc.exe sdset "WireGuardTunnel$%tunnelname%
"D:AR(A;;CCDCLCSWRPWPDTLOCRSDRCWDWO;;;SY)(A;;CCDCLCSWRPWPDTLOCRSDRCWDWO;;;BA)(A;;CCLCSWRPWPDTLOCRRC;;;WD)(A;;CCLCSWLOCRRC;;;IU)S:(AU;FA;CCDCLCSWRPWPDTLOCRSDRCWDWO;;;WD)"
Die von der Fritz!Box angezeigte Konfiguration
zuvor speichern z. B. hier
als PC2.conf. Speicherort, Tunnelname frei wählbar.
Dieser Batch benötigt einmalig das ADMIN-Kennwort.
Die Einrichtung ist permanent. Das bedeutet, dass zum erneuten Starten
nur den Start-Batch (s.u.) ausführen muss.
Achtung: wenn man diesen Batch verwendet, sollte man nicht gleichzeitig
die Konfiguration in den Client laden und dort die Verbindung ebenfalls
aktivieren. Es kann dann passieren, dass VPN in einen undefinierten
Zustand kommt, so dass Internet nicht mehr erreichbar ist.
Batch zu Starten:
net start WireguardTunnel$PC2
Batch zum Stoppen:
net stop WireguardTunnel$PC2
Ob VPN funktioniert kann man unter Windows
prüfen, indem man seine öffentliche IP-Adresse mit der MyFRITZ!-Adresse
vergleicht:
powershell Invoke-RestMethod api.ipify.org
ping -4 xxxxxxxxxxxx.myfritz.net
Sie müssen gleich sein, was im eigenen Heimnetz
immer der Fall ist.
(Nachtrag Sept. 2022)
Ich konnte nun während eines 3-wöchigen
Urlaubs Wireguard ausgiebig testen:
-
Während der gesamten Zeit lief VPN
störungsfrei. Ganz im Gegenteil zu der AVM-eigenen Lösung
mit IPSec gab es keine Abbrüche oder erforderliche
Neustarts.
-
Dass sich der Wireguard-Client nur
mit ADMIN-Recht aktivieren lässt, erwies sich nicht als
Problem. Es genügt, VPN zu Beginn der Reise einmalig zu
aktivieren. Nach jedem Neustart wird dann automatisch VPN
gestartet. Man kann also nicht vergessen, VPN manuell zu
aktivieren, was bei Verwendung der oben angeführten Batchs
passieren kann. Sie sind
entbehrlich.
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