Zweiter Tag - 6. Sept. 2006
Heute wird es sich zeigen, ob ich dem "Projekt
Zugspitze" gewachsen bin. Das Wetter wird jedenfalls nicht als Ausrede
herhalten können. Es ist wieder herrlich, schon morgens in 2000m
Höhe 18 Grad und klarer Himmel.
Karte mit Wegmarken:
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07:45
Aufbruch an der Knorrhütte. Über Geröll
geht es weiter in Serpentinen auf das Zugspitzplatt, das sich etwa
in einer Höhe von 2400-2600m erstreckt.
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08:45
Erstmals ist der Gipfel mit den im Sonnenlicht
hell glänzenden Aufbauten zu sehen. Das Zugspitzplatt ist
erreicht. Dieses wird dann in leichtem Bergauf und Bergab, teils
über einigen Altschneefeldern überquert.
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Der Gipfel ist in Sicht!
(Links neben dem Felsen)
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Zugspitzplatt vom Gipfel aus gesehen
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Ski-Gelände Zugspitzplatt mit Schneefernerkopf. Seilbahnstation
Sonn-Alpin (2576m) als "Notausstieg" der Tour geeignet. Baulärm
in den Bergen.
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Reste des Zugspitzgletschers, des Schneeferners.
Man erkennt in der Mitte die Folienabdeckung, um ihn vor der Sonne
zu schützen.
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09:35
Das Zugspitzplatt ist überquert. Auf einer steilen und beschwerlichen
Schutthalde geht es rechts vom Schneefernerhaus (2656m, keine
Einkehrmöglichkeit, kein Seilbahnbetrieb) weiter ca. 200m Höhenmeter
nach oben.
Nach der Schutthalde stehe ich vor dem Gipfelaufbau.
Der Weg führt auf den West-Gipfel aus süd-westlicher Richtung. Er
ist rechts oben zu sehen. Zahlreiche Drahtseile (teils chaotisch)
sind hier gespannt, dazu noch ein Starkstromkabel. Jetzt muss das
richtige Drahtseil gefunden werden um die restlichen ca. 200 Höhenmeter
sicher zu überwinden. Ich stehe vor einer glatten Wand mit Drahtseil
und Steigeisen unerreichbar hoch über meinem Kopf und frage mich,
was das soll. Zum Glück finde ich ein anderes Drahtseil. Sie dienen
nur der Eigensicherung. Es ist nirgends erforderlich, mit Armkraft
zu klettern. Ab hier sollte man schwindelfrei sein.
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Schneefernerhaus, Anstieg im Geröll
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10:45
Auf dem Grat, kurz vor dem West-Gipfel.
Von einem Schritt auf den anderen schaue ich 2000m nach Österreich
fast senkrecht in die Tiefe. Zur anderen Seite geht es "nur" 500m
zum Platt herunter. Mir wird bewusst, dass ich mitten auf dem Grat
stehe!
Und jetzt bloß nicht an meine Höhenangst denken und einfach weitergehen!
Aber keine Sorge: die Stelle ist kurz und
breit genug, so dass man hier nicht balancieren muss, sondern sicher
gehen kann.
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11:20
Münchner Haus (Westgipfel, 2960m) erreicht. Mich überkommt eine
große Freude, es geschafft zu haben!
Freude miterleben (O-Ton):
(Danach wurden in den Westalpen Lawinabgänge beobachtet)
Spätestens hier merkt man, dass auf den
Gipfel auch noch 3 Seilbahnen und 1 Zahnradbahn führen, die Hunderte
von Touristen nach oben baggern.
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Münchner Haus
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Der Ostgipfel
Der berühmte Ostgipfel (2962m)
Leicht vom Westgipfel aus zu erreichen, wenn man erst mal den Stau
vor der Leiter geschafft hat.
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Schlange stehen vor
dem Ostgipfel wie beim Supermarkt. Jeder Halbschuh-Seilbahntourist
will auch mal ran. Dem echten Bergwanderer graut es! Wer hier nicht
verschwitzt und unrasiert mit schmutzigen Bergstiefeln steht, wird
nicht ernst genommen.
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Gehzeit heute: 3Stunden, 35 Minuten, Gehzeit
gesamt: 10 Stunden, 50 Minuten.
Runter dann mit Seil- und Zahnradbahn. Die
letzte Bahn fährt planmäßig gegen 16:45 Uhr. Vom Bahnhof in GAP
noch eine 1/2 Stunde Fußweg entlang der Partnach zurück zum Auto
am Olympiastadion.
Wo war das Problem?
Warnung:
Zuletzt sei mir noch eine Warnung gestattet.
Man könnte aufgrund meines Berichtes den Eindruck haben, dass
es sich bei dieser Tour um einen Spaziergang handelt. Doch Vorsicht:
bei einem Wetterumschwung in dieser Höhe besteht immer Lebensgefahr.
Im Nebel verliert man schnell die Orientierung, bei Gewitter
sollte man den Drahtseilen fernbleiben, Neuschnee oder Vereisung
machen schnell ein Vorwärtskommen unmöglich, Schneefall kann
die Wegemarkierung verdecken. Und dann gibt es auch immer wieder
Todesfälle durch Herzversagen oder Unfälle wegen Erschöpfung.
Also prüfen Sie sich, bevor sie es mir als Rentner nachmachen.
Nachtrag:
Genau ein Jahr später, Anfang Sept. 2007, lagen nach einem Wintereinbruch
140cm Neuschnee auf der Zugspitze, so dass eine Wiederholung der
Tour in diesem Jahr nicht möglich war. Ebenso fiel eine geplante
Besteigung der Alpspitze aus. Das Wetter in den Bergen ist eben
nicht planbar.
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